Nachruf
Kubota Rôshi in memoriam
von Richard Maurer
Kubota Ji‘un Rôshi ist am 5. April 2023 verstorben.
Die Nachricht von seinem Tod kam überraschend und ging mir sehr nahe. Er war mein geschätzter und geliebter Lehrer über viele Jahre. Mit tiefer Dankbarkeit erinnere ich die vielen vielen Begegnungen mit ihm. Er kam 1996 erstmals zum Sesshin nach Singapur, wo ich damals mit meiner Frau Christa lebte, im September 1997 dann nach Weyarn.
Zuvor hatte ich ihn zweimal in Kamakura erlebt. Mein spontaner erster Eindruck war: „Der weiß es. Da bin ich gut aufgehoben.“ Und damit war klar, dass ich sein Schüler wurde und bis zu seinem Abschied aus Weyarn im Januar 2015 blieb. Und ich spürte von Anfang an, dass seine tiefe Lebensfreude etwas mit seiner Zenerfahrung zu tun haben musste. Seine Spontaneität war herzerfrischend. Sie und seine Begeisterung für Zazen, dazu sein wunderbarer Humor, sie waren mir Nahrung und Ansporn über all die Jahre und haben mich „bei der Stange gehalten“.
Weyarn, 06.09.2012
Weyarn, 30.10.2004
In das Meditationshaus Domicilium kam Kubota Rôshi von 1997 an, jeweils einmal im Jahr im August, später dann zweimal im Januar und August, insgesamt 18 Jahre lang. Das waren immer Festwochen. Ich hatte die Ehre, ihm zu assistieren und ihn jeweils vom Flughafen abzuholen und nach Weyarn zu fahren, ebenso durfte ich ihn wieder, zusammen mit meiner Frau, zum Flughafen bringen. Dabei bekamen wir meist, bei Weißwurst und Weißbier, ein spontanes „Extra-Teisho“. Mit Wehmut sehe ich ihn noch beim letzten Abschied im Januar 2015 auf der Rolltreppe entschwinden.
In seinen Sesshins wechselten sich tiefer Ernst und heiteres Lachen ab. Wenn man in der Dokusan-Reihe saß, konnte man immer wieder schallendes Gelächter hören. Kann die Schulung im Zen so heiter sein? In seinen Teishos war die Atmosphäre immer dann besonders dicht, wenn er persönliche Erlebnisse einflocht. Kubota Rôshi war berührbar und berührte andere.
Viele, die in seinen Sesshins waren, werden noch markante Sätze von ihm in Erinnerung haben. „Sesshin is a shortcut to come back to your native country.“ Das setzte gleich am ersten Abend den Ton und berührte mich jedes Mal. Sein „MU – that‘s all and that‘s enough“ bleibt für immer in mir.
Die Saat, die Kubota Rôshi in Weyarn ausgesät hat, ist aufgegangen: Unter Migaku Sato Rôshi ist eine stabile und blühende Sangha herangewachsen. Seit 2005 wurde Kubota Rôshi von Migaku begleitet, der zunächst als Übersetzer half. Dass der Rôshi so für einen bruchlosen und natürlichen Übergang sorgte, ist nicht sein geringstes Verdienst. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor Kubota Ji‘un Rôshi.
San’un Zendo, 23.04.1994