{"id":18973,"date":"2025-11-21T15:37:29","date_gmt":"2025-11-21T14:37:29","guid":{"rendered":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/?p=18973"},"modified":"2025-11-21T15:44:51","modified_gmt":"2025-11-21T14:44:51","slug":"richard-stiegler-achtsames-leben-licht-im-novembergrau","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/richard-stiegler-achtsames-leben-licht-im-novembergrau\/","title":{"rendered":"Richard Stiegler: \u201eAchtsames Leben \u2013 Licht im Novembergrau“"},"content":{"rendered":"\t\t
Es gibt Tugenden, die das menschliche Leben bedeutend erleichtern. Dazu geh\u00f6rt die Haltung der Freundlichkeit. Wie hebt es doch die Stimmung, wenn uns Menschen am Morgen mit einem freundlichen L\u00e4cheln begr\u00fc\u00dfen? Ist es nicht, als ob ein Sonnenstrahl durch das Novembergrau dringt und unsere Seele w\u00e4rmt? Und wie ber\u00fchrend ist es doch, wenn wir in einer fremden Stadt auf freundliche Menschen treffen, die uns selbstverst\u00e4ndlich weiterhelfen? Wenn uns jemand mit echter Freundlichkeit begegnet, f\u00e4llt es schwer, selbst unfreundlich zu sein.<\/p>
Dabei ist die Haltung der Freundlichkeit viel mehr als eine oberfl\u00e4chliche gesellschaftliche Konvention. Sie ist eine tiefgreifende spirituelle Grundhaltung, die uns selbst und andere verwandeln kann. Wer diese Haltung verinnerlicht und aus ihr lebt, kann viel \u201eLicht\u201c in die Welt bringen, sogar an grauen Novembertagen.<\/p>
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Das Wesen von Achtsamkeit<\/strong><\/p> Wenn wir die Haltung der Freundlichkeit genauer betrachten, entpuppt sie sich als ein zentraler Aspekt von Achtsamkeit. Denn Achtsamkeit ist eine annehmende \u2013 ja, man k\u00f6nnte sogar sagen: liebende \u2013 Bezugnahme zu dem, was ist. Ein anderer Begriff daf\u00fcr ist schlicht und ergreifend \u201eFreundlichkeit\u201c.<\/p> Achtsamkeit bezieht sich auf die Gegenwart und geht wahrhaftig in Kontakt mit den \u201eDingen\u201c. Wirklicher Kontakt findet aber erst dann statt, wenn wir uns annehmend, also freundlich, beziehen. Denn wie betrachten wir etwas, wenn wir es ablehnen? Und wie nehmen wir die gleiche Sache wahr, wenn wir uns daf\u00fcr \u00f6ffnen und uns mit Interesse zuwenden?<\/p> \u00a0<\/p> Der Grund f\u00fcr positive und negative Emotionen<\/strong><\/p> Unsere innere Haltung hat nicht nur einen Einfluss auf unsere Wahrnehmung, sondern ebenso auf unsere Gef\u00fchle. Wenn wir traurig oder w\u00fctend sind und dabei unseren Geist untersuchen w\u00fcrden, w\u00fcrden wir feststellen, dass diese Emotionen immer aus einer Form von Ablehnung entstehen. Daher nennt man diese Gef\u00fchle auch negative Emotionen. Nicht weil sie \u201enegativ\u201c oder schlecht sind, sondern weil sie aus einer Negation entstehen. Umgekehrt gibt es viele Gef\u00fchle, die aus einer annehmenden Haltung entstehen, sogenannte positive Emotionen, wie zum Beispiel Freude oder ein Freiheitsgef\u00fchl.<\/p> Unsere innere Haltung den Dingen gegen\u00fcber hat also einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Gef\u00fchlswelt. Mit anderen Worten: Es gibt kein objektives Erleben. Wie wir die Dinge erfahren, hat mit der Art und Weise zu tun, wie wir uns einer Sache zuwenden.<\/p> Den Menschen erregen nicht die Dinge selbst, sondern seine Sicht der Dinge. \u00a0<\/p> Eine radikale Botschaft<\/strong><\/p> Die Ursache f\u00fcr den menschlichen Leidenskreislauf, f\u00fcr Kampf, Anstrengung und viele unangenehme Emotionen liegt folglich in erster Linie in uns selbst \u2013 in unserer ablehnenden Haltung zu den Dingen. Diese Botschaft klingt radikal und wirft uns auf uns selbst zur\u00fcck. Aber gleichzeitig ist sie auch befreiend, denn das \u00e4u\u00dfere Geschehen k\u00f6nnen wir nur sehr bedingt \u00e4ndern, unsere innere Haltung jedoch schon.<\/p> Es gibt also einen Weg, aus dem hausgemachten Leiden zu erwachen. Dazu muss sich nichts ver\u00e4ndern. Alles kann so bleiben, wie es gerade ist: unsere Partnerschaft, unser Beruf, unsere pers\u00f6nlichen Schw\u00e4chen und unsere nicht perfekte Meditation. Alles kann bleiben, wie es ist, und wir k\u00f6nnen gleichzeitig die Leidensperspektive verlassen, indem wir uns auf die befreiende Haltung von Annahme und Freundlichkeit einstimmen.<\/p> \u00a0<\/p> Unser Beitrag zum Frieden<\/strong><\/p> Freundlichkeit ist sanft. Sie wendet sich zu und verbindet sich mit den Dingen. Freundlichkeit muss sich nicht sch\u00fctzen, hinter Masken verstecken oder den Kontakt vermeiden. Solange du innerlich freundlich bist, bestimmt dich nicht die Angst und nicht die Urteile deines \u00dcber-Ichs. Aus diesem Grund kennt Freundlichkeit keine Kritik und kann tiefer sehen, was ist.<\/p> Wenn du einen Salat pflanzt und er w\u00e4chst nicht gut, dann tadelst du ihn nicht. Du suchst eher nach der Ursache, warum er nicht gedeiht. Vielleicht braucht er D\u00fcnger, vielleicht mehr Wasser oder weniger Sonne. Aber du tadelst ihn nicht.<\/p> Doch wenn wir mit unseren Freunden oder unserer Familie Probleme haben, dann tadeln wir die andere Person. Wenn wir jedoch wissen, wie wir auf andere achten k\u00f6nnen, dann werden sie gedeihen wie der Salat.<\/p> Weder hat Tadel eine positive Wirkung noch der Versuch, zu \u00fcberreden oder gute Gr\u00fcnde und Argumente vorzubringen. Das ist meine Erfahrung. Einfach verstehen. Man k\u00f6nnte auch sagen: einfach freundlich bleiben, sich zuwenden, hinschauen und verstehen. Wobei hier nicht ein Verstehen durch n\u00fcchterne Analyse gemeint ist, sondern ein tieferes Verstehen mit dem Herzen, das durch die innere Verbindung mit dem Gegen\u00fcber entstehen kann. So k\u00f6nnen wir alle etwas zu einer friedlicheren Welt beitragen. Und das sehr konkret.<\/p> \u00a0<\/p> \u00dcBUNG: Die Haltung der Freundlichkeit<\/strong><\/p> Es gibt Tugenden, die das menschliche Leben bedeutend erleichtern. Dazu geh\u00f6rt die Haltung der Freundlichkeit. Wie hebt es doch die Stimmung, wenn uns Menschen am Morgen mit einem freundlichen L\u00e4cheln begr\u00fc\u00dfen? Ist es nicht, als ob ein Sonnenstrahl durch das Novembergrau dringt und unsere Seele w\u00e4rmt? Und wie ber\u00fchrend ist es doch, wenn wir in einer fremden Stadt auf freundliche Menschen treffen, die uns selbstverst\u00e4ndlich weiterhelfen? Wenn uns jemand mit echter Freundlichkeit begegnet, f\u00e4llt es schwer, selbst unfreundlich zu sein.<\/p>\n","protected":false},"author":5,"featured_media":18975,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_mo_disable_npp":"","inline_featured_image":false,"_lmt_disableupdate":"no","_lmt_disable":"","footnotes":""},"categories":[105],"tags":[],"class_list":["post-18973","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-kolumne-richard-stiegler"],"acf":[],"yoast_head":"\n
Epiktet<\/em><\/p>
Thich Nhat Hanh<\/em><\/p>