{"id":16973,"date":"2025-06-05T14:37:49","date_gmt":"2025-06-05T12:37:49","guid":{"rendered":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/?p=16973"},"modified":"2025-06-05T14:47:05","modified_gmt":"2025-06-05T12:47:05","slug":"richard-stiegler-achtsames-leben-im-garten-eden","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/richard-stiegler-achtsames-leben-im-garten-eden\/","title":{"rendered":"Richard Stiegler: \u201eAchtsames Leben \u2013 Im Garten Eden“"},"content":{"rendered":"\t\t
Mit den Augen der Liebe sehen wir die Sch\u00f6nheit in jedem Kieselstein, in jedem Blatt und in jedem schlichten Schritt, den wir gehen. Die Z\u00e4rtlichkeit eines empfindsamen Herzens kann alles, jeden Gegenstand, jedes Wesen und jede Handlung in eine Kostbarkeit verwandeln. Der Garten Eden in seiner Vollkommenheit ist somit keine biblische Fiktion, sondern ein in unserem Herzen verborgenes Land. Kaum \u00f6ffnet sich unsere Liebe, schon sehen wir \u00fcberall Sch\u00f6nheit, Vollkommenheit und Einzigartigkeit.<\/p>
Doch genauso schnell, wie sich unser Herz unvermittelt \u00f6ffnen kann, kann es wieder von Schleiern der Gewohnheit, der Funktionalit\u00e4t, der Zielgerichtetheit, aber auch von negativen Emotionen \u00fcberzogen werden. Dann kann sich das sch\u00f6nste Naturschauspiel vor unseren Augen abspielen, ohne dass wir es empfinden k\u00f6nnen. In diesen Zeiten ist ein Kieselstein nur ein banaler Stein und ein Blatt nicht der Rede wert. Ein Schritt dient lediglich der Fortbewegung und ein Mensch, dem wir begegnen, wird in die eigene Welt eingebaut und nicht mehr als das erkannt, was er oder sie ist: ein kostbares einzigartiges Wesen. Die Pforten des Garten Edens in unserem Herzen haben sich geschlossen und wir leben in einer profanen Welt der Oberfl\u00e4chlichkeit und Selbstverst\u00e4ndlichkeit.<\/p>
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Der Schleier der Gewohnheit<\/strong><\/p> Sind wir aus dem Paradies wie Adam und Eva vertrieben worden? In gewisser Weise schon, denn ein nat\u00fcrlicher Mechanismus in unserem Gehirn legt immer wieder einen Schleier der Selbstverst\u00e4ndlichkeit \u00fcber alle Erfahrungen. Alles, was uns tagt\u00e4glich umgibt, ist uns nach k\u00fcrzester Zeit so vertraut und gewohnt, dass die Wahrnehmung daf\u00fcr systematisch abnimmt. Unser Gehirn, das st\u00e4ndig darum bem\u00fcht ist, energieeffizient zu arbeiten, schaltet im wahrsten Sinne des Wortes ab. F\u00fcr die allt\u00e4gliche Wahrnehmung, die auf Funktionalit\u00e4t getrimmt ist, gen\u00fcgt es, die Dinge nur sehr oberfl\u00e4chlich abzutasten. Das ist effizient und f\u00fcrs \u00dcberleben ausreichend, aber unserer Seele gen\u00fcgt dies nicht.<\/p> Unsere Seele hungert danach, uns tief mit dem Leben und den Dingen zu verbinden und das k\u00f6nnen wir nur, wenn unsere Wahrnehmung auf Empfang geschaltet ist und wir uns innerlich ber\u00fchren lassen. So wunderbar unser Gehirn ist und so unabdingbar f\u00fcr unser \u00dcberleben und Funktionieren als Mensch, so ist es durch seine Funktionsweise doch gleichzeitig eine unserer gr\u00f6\u00dften Herausforderungen. Mit seiner Grundtendenz, aus jeder Erfahrung ein Konzept zu bilden und aus jedem Vorgang ein Muster werden zu lassen, welches dann automatisch und ohne Bewusstheit in uns abl\u00e4uft, bildet es die Grundlage daf\u00fcr, dass im Allt\u00e4glichen kaum noch echte Begegnungen entstehen.<\/p> \u00a0<\/p> Begegnungen \u00f6ffnen<\/strong><\/p> Eine Begegnung n\u00e4mlich kann nur als solche bezeichnet werden, wenn uns etwas ergreift oder ber\u00fchrt, also in unsere vertraute Welt einbricht. Nur dann wird das Erlebte zu einer echten Erfahrung, die als \u201eneu\u201c in unserem Gehirn behandelt wird und entsprechend Spuren hinterl\u00e4sst. Eine echte Begegnung \u00f6ffnet die Filter in unserem Geist und der Schleier der Selbstverst\u00e4ndlichkeit verzieht sich wie ein Nebel, den die Sonne verscheucht.<\/p> Ob wir einem Menschen, einer Pflanze oder uns selbst in der Tiefe begegnen, immer entsteht dabei eine Sensitivit\u00e4t, die wir in unserer Alltagswahrnehmung vermissen. Erst in der Begegnung sind wir empf\u00e4nglich und ber\u00fchrbar, so dass wir ergriffen werden. Es entsteht eine gef\u00fchlte Verbindung mit der Gegenwart und wir k\u00f6nnen die Einzigartigkeit und Kostbarkeit des Augenblicks ermessen. So gibt es in jedem Moment die M\u00f6glichkeit, von einer farblosen und lieblosen Welt der Selbstverst\u00e4ndlichkeit zu einer leuchtenden Welt voller Freude, Kostbarkeit und Mitgef\u00fchl zu wechseln.<\/p> \u00a0<\/p> Unsere Haltung ist der T\u00fcr\u00f6ffner<\/strong><\/p> Dies kann nicht nur in besonderen Momenten geschehen, in denen sich unser Herz durch einen ber\u00fcckend sch\u00f6nen Sonnenuntergang \u00f6ffnet, sondern auch bei schlichten T\u00e4tigkeiten und Gegenst\u00e4nden unseres Alltags. Doch anders als bei dramatischen Sonnenunterg\u00e4ngen, die uns ergreifen, sind die Alltagsgegenst\u00e4nde zu unscheinbar, als dass sie von sich aus die Kraft h\u00e4tten, den Schleier unserer Gewohnheit zu durchdringen. Bei schlichten, unscheinbaren Gegenst\u00e4nden, wie einer Teetasse oder einem Bleistift, braucht es eine bewusste innere Haltung, die wir aktiv einnehmen m\u00fcssen. N\u00e4mlich die Haltung, die Dinge als Kostbarkeit zu behandeln.<\/p> Wie behandeln wir etwas, das f\u00fcr uns kostbar ist? Sicherlich nicht grob oder beil\u00e4ufig, sondern mit gro\u00dfer Behutsamkeit und Bewusstheit. Automatisch entstehen dadurch eine hohe Sensitivit\u00e4t und eine Z\u00e4rtlichkeit f\u00fcr den Gegenstand. Mit der Z\u00e4rtlichkeit aber \u00f6ffnet sich auf nat\u00fcrliche Weise unsere Liebe und der Gegenstand, der zun\u00e4chst nur als Kostbarkeit behandelt wurde, wird nun als Kostbarkeit empfunden.<\/p> \u00a0<\/p> Achtsamkeit hei\u00dft, Menschen und Dinge als Kostbarkeiten zu behandeln<\/strong><\/p> Achtsamkeit im Alltag ist die Praxis, die Dinge als Kostbarkeiten zu behandeln. Dann sind wir automatisch bewusster, empf\u00e4nglicher, sensitiver, sorgf\u00e4ltiger, langsamer, wacher, behutsamer, ja sogar z\u00e4rtlicher. Eine einfache T\u00e4tigkeit wird dann zu einer erf\u00fcllenden Handlung und jede unscheinbare Arbeit wird jede Menge Sch\u00e4tze in sich bergen. Auch unsere Beziehungen, die nicht selten im Alltag flach und lieblos sind, k\u00f6nnen wir durch diese Haltung neu beleben. Denn auch das Gegen\u00fcber sp\u00fcrt sofort, ob er oder sie \u201enormal\u201c oder als Kostbarkeit behandelt wird.<\/p> In der Phase der Verliebtheit behandeln sich Paare ganz nat\u00fcrlich mit gro\u00dfer Achtsamkeit. Wir wissen alle, wie n\u00e4hrend es ist, wenn uns jemand liebt und uns die volle Aufmerksamkeit schenkt. Hier sind wir im wahrsten Sinne eine Kostbarkeit f\u00fcr die andere Person und unser Wert wird durch ihre hohe Aufmerksamkeit best\u00e4tigt. Warum sollten wir darauf warten, bis sich eine Liebesbegegnung ereignet, wenn wir den Schl\u00fcssel zur Kostbarkeit des Lebens in den H\u00e4nden halten?<\/p> \u00a0<\/p> \u00dcBUNG: Sich f\u00fcr die Kostbarkeit des Lebens \u00f6ffnen<\/strong><\/p> Mit den Augen der Liebe sehen wir die Sch\u00f6nheit in jedem Kieselstein, in jedem Blatt und in jedem schlichten Schritt, den wir gehen. Die Z\u00e4rtlichkeit eines empfindsamen Herzens kann alles, jeden Gegenstand, jedes Wesen und jede Handlung in eine Kostbarkeit verwandeln. Der Garten Eden in seiner Vollkommenheit ist somit keine biblische Fiktion, sondern ein in unserem Herzen verborgenes Land. Kaum \u00f6ffnet sich unsere Liebe, schon sehen wir \u00fcberall Sch\u00f6nheit, Vollkommenheit und Einzigartigkeit.<\/p>\n","protected":false},"author":5,"featured_media":16978,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_mo_disable_npp":"","inline_featured_image":false,"_lmt_disableupdate":"no","_lmt_disable":"","footnotes":""},"categories":[105],"tags":[],"class_list":["post-16973","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-kolumne-richard-stiegler"],"acf":[],"yoast_head":"\n