{"id":14693,"date":"2024-04-03T11:47:32","date_gmt":"2024-04-03T09:47:32","guid":{"rendered":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/?p=14693"},"modified":"2024-05-14T11:10:22","modified_gmt":"2024-05-14T09:10:22","slug":"richard-stiegler-achtsames-leben-das-heilige-in-jedem-grashalm","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/richard-stiegler-achtsames-leben-das-heilige-in-jedem-grashalm\/","title":{"rendered":"Richard Stiegler: \u201eAchtsames Leben \u2013 Das Heilige in jedem Grashalm“"},"content":{"rendered":"\t\t
Gerade war Ostern, die h\u00f6chsten Feiertage im christlichen Jahreskreis. Wie immer an Feiertagen werden wir daran erinnert, dass hinter dem Alltag mit seinen N\u00f6ten und Schwierigkeiten ein ganz anderes Leben auf uns wartet, welches heilig und unverbr\u00fcchlich ist. Ist der Kern der \u00f6sterlichen Geschichte nicht die Auferstehung Jesu \u2013 ein Erwachen in die \u00fcberzeitliche und \u201eheilige\u201c Dimension des SEINS?<\/p>
Dieser zeitlose Urgrund liegt jedem Augenblick zugrunde. Daher k\u00f6nnen wir ihn auch jederzeit ber\u00fchren, wenn wir nur tief genug nach innen gehen. Es ist also nicht verwunderlich, dass viele Menschen immer\u00a0wieder momentweise ein sehr tiefes Einverstandensein mit der Ganzheit des Lebens erfahren. Dabei tauchen sie in einen ver\u00e4nderten Bewusstseinszustand ein, in dem sie sp\u00fcren, dass alles zutiefst in Ordnung ist. In diesem Zustand k\u00f6nnen sie die Heiligkeit in jedem Gesch\u00f6pf \u2013 in jedem Stein und jedem Grashalm \u2013 empfinden. K\u00f6nnte es sein, dass uns das Heil viel n\u00e4her ist, als wir das \u00fcblicherweise erwarten?<\/p>
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Was ist heilig?<\/strong><\/p> Wenn wir das Wort \u201eheilig\u201c einmal n\u00e4her betrachten, entdecken wir zwei Bedeutungsstr\u00e4nge, die sich hier vereinen. Zum einen steckt das Wort \u201eheil\u201c darin, was so viel wie ganz oder vollst\u00e4ndig meint. Wenn etwas heilig ist, ist es also in sich ganz und vollkommen.<\/p> Zum zweiten weist das Wort \u201eheilig\u201c auf einen g\u00f6ttlichen Ursprung hin. Jesus zum Beispiel wird als heilig angesehen, weil er \u201eGottes Sohn\u201c ist. Man k\u00f6nnte dies auch anders ausdr\u00fccken: Der Urgrund des Seins dr\u00fcckt sich unmittelbar in diesem Menschen aus.<\/p> \u00a0<\/p> Die Trennung zwischen dem Heiligen und dem Profanen<\/strong><\/p> In der christlichen Tradition meiner Kindheit wurde das Heilige ins Jenseitige geschoben und angebetet. Das ist auch in gewissem Sinne folgerichtig, denn wenn etwas jenseitig ist, ist es f\u00fcr uns nicht erreichbar. Wir k\u00f6nnen dann nur daran glauben und es anbeten.<\/p> Doch damit nicht genug. Wenn Gott als jenseitige Kraft gesehen wird, dann entsteht automatisch eine Unterscheidung zwischen dem Diesseits und dem Jenseits \u2013 zwischen den profanen, weltlichen Dingen und dem Heiligen, G\u00f6ttlichen. Lange Zeit wurde in der Theologie die Erl\u00f6sung mit dem Jenseitigen assoziiert, wohingegen das irdische Diesseits mit S\u00fcnde, Elend und Leid gleichgesetzt wurde.<\/p> \u00a0<\/p> Eine folgenschwere Verwechslung<\/strong><\/p> In der Mystik und auch der Transpersonalen Psychologie wird eine ganz andere Sichtweise auf das Thema eingenommen. Das Heilige wird hier nicht als jenseitig gesehen. Im Gegenteil: Das Heilige \u2013 also die Dimension des unbedingten Seins \u2013 dr\u00fcckt sich in jeder gegenw\u00e4rtigen Erscheinung \u2013 in jedem Gesch\u00f6pf, in jedem Stein und in jedem Grashalm \u2013 unmittelbar aus. Aber, um das zu empfinden, m\u00fcssen wir uns selbst in einen ver\u00e4nderten Bewusstseinszustand begeben.<\/p> Das bedeutet: Nicht das Heilige ist jenseitig, sondern unser Bewusstseinszustand ist \u201ever\u00e4ndert\u201c und damit jenseits des normalen, allt\u00e4glichen Bewusstseinszustandes. In diesem Sinne ist die traditionelle Sichtweise, dass Gott und das Heilige jenseitig sind, eine schlichte Verwechslung.<\/p> \u00a0<\/p> Jenseits aller Gedanken, Gef\u00fchle und Vorstellungen gibt es ein Inneres Heiligtum, das wir nur selten betreten. Es ist der Wesensgrund der Seele, wo alle Anlagen und F\u00e4higkeiten ihre Wurzeln haben und welches das wahre Zentrum unseres Seins ist…<\/em><\/p> Bede Griffiths<\/em><\/p><\/blockquote> \u00a0<\/p> Weder heilig noch profan<\/strong><\/p> Wenn wir das einmal erkannt haben, dann besteht die Trennung zwischen dem Profanen und dem Heiligen nur in unserem Geist, nicht in der Wirklichkeit. Oder anders gesagt: In Wirklichkeit gibt es nichts, was unheilig oder profan w\u00e4re. Alles, alles, alles \u2013 jede noch so kleine Ameise \u2013 ist heilig. Wer den Bewusstseinszustand wechseln und das in der Tiefe sp\u00fcren kann, wird sich automatisch ganz anders verhalten. Denn wie bewegen wir uns in einer Welt, in der alles \u2013 jedes Gesch\u00f6pf, jedes Blatt und jedes Staubkorn \u2013 heilig ist? Wie behandeln wir unsere Mitmenschen, wenn sie heilig sind? Und wie gehen wir dann mit uns selbst um?<\/p> Auf der anderen Seite ist die Vorstellung, dass wir immer alles als heilig sehen w\u00fcrden, doch auch ziemlich anstrengend und abgehoben. Nochmal zur Erinnerung: Die Dinge sind, wie sie sind. Sie sind weder heilig noch profan. Nur der Bewusstseinszustand, in dem wir uns befinden, l\u00e4sst uns Dinge als heilig oder als gew\u00f6hnlich erfahren. Wenn wir die F\u00e4higkeit entwickeln, Bewusstseinszust\u00e4nde zu wechseln, k\u00f6nnen wir zum Beispiel sp\u00fcren, dass wir zutiefst heilig und doch gleichzeitig auch ganz normale schlichte Menschen sind. Dann k\u00f6nnen wir trotz tiefer Zust\u00e4nde von absolutem Sein weiterhin ein schlichtes Leben als Mensch f\u00fchren. Wie wunderbar!<\/p> \u00a0<\/p> Wir sind Sternenstaub, nichtig und wichtig, winzig und gro\u00df, endlich und ewig, v\u00f6llig banal und unfassbar mysteri\u00f6s \u2013 die Magie des Lebens!<\/em><\/p> Rumi<\/em><\/p><\/blockquote> \u00a0<\/p> \u00dcBUNG: Die Heiligkeit des Lebens<\/strong><\/p> Gerade war Ostern, die h\u00f6chsten Feiertage im christlichen Jahreskreis. Wie immer an Feiertagen werden wir daran erinnert, dass hinter dem Alltag mit seinen N\u00f6ten und Schwierigkeiten ein ganz anderes Leben auf uns wartet, welches heilig und unverbr\u00fcchlich ist. Ist der Kern der \u00f6sterlichen Geschichte nicht die Auferstehung Jesu \u2013 ein Erwachen in die \u00fcberzeitliche und \u201eheilige\u201c Dimension des SEINS?<\/p>\n","protected":false},"author":7,"featured_media":14695,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_mo_disable_npp":"","inline_featured_image":false,"_lmt_disableupdate":"no","_lmt_disable":"","footnotes":""},"categories":[105],"tags":[],"class_list":["post-14693","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-kolumne-richard-stiegler"],"acf":[],"yoast_head":"\n
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