{"id":10232,"date":"2022-02-07T19:10:14","date_gmt":"2022-02-07T18:10:14","guid":{"rendered":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/?p=10232"},"modified":"2023-05-15T19:12:49","modified_gmt":"2023-05-15T17:12:49","slug":"richard-stiegler-achtsames-leben-angst-essen-seele-auf","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/richard-stiegler-achtsames-leben-angst-essen-seele-auf\/","title":{"rendered":"Richard Stiegler: \u201eAchtsames Leben \u2013 Angst essen Seele auf\u201c"},"content":{"rendered":"\t\t
7. Februar 2022<\/span><\/p>\t\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t Angst essen Seele auf<\/strong><\/p> Seit nun bereits zwei Jahren ist unsere Gesellschaft im W\u00fcrgegriff der Pandemie und die Ansteckungszahlen steigen derzeit wieder steil an. Auch wenn sich erste Hoffnungsschimmer am Horizont abzeichnen, dass sich die Pandemie allm\u00e4hlich in eine Endemie verwandeln k\u00f6nnte, steht die Gesellschaft derzeit noch in allen Bereichen unter einem hohen Druck, dem die Menschen nun bereits seit vielen Monaten privat und beruflich ausgesetzt sind. Druck jedoch erzeugt Angst. Und \u201eAngst essen Seele auf\u201c, wie es Rainer Werner Fassbinder in seinem ber\u00fchmten Filmtitel beschrieb. Tats\u00e4chlich wird die Seele durch nichts so sehr verdunkelt wie durch den Zangengriff der Angst. Der Druck nimmt zu und der Raum f\u00fcr die Seele wird immer enger. Es entsteht ein Tunnelblick.<\/p> \u00a0<\/p> Was Angst mit uns macht<\/strong><\/p> Angst ist ungef\u00e4hr das Gegenteil von Gelassenheit, Liebe, Mitgef\u00fchl, Weisheit und innerer Weite. Angst f\u00fchrt dazu, dass wir uns verschlie\u00dfen – ja, regelrecht abschotten – und den Zugang zu den nat\u00fcrlichen Potentialen unserer Seele verlieren. Wenn wir einen Moment von akuter Angst in Achtsamkeit studieren w\u00fcrden, w\u00fcrden wir bemerken, welch komplexe Wirkung die Angst in K\u00f6rper und Seele hat. Der K\u00f6rper zieht sich spontan durch eine muskul\u00e4re Kontraktion zusammen und verh\u00e4rtet sich. Die Atmung wird flacher und schneller. Wir haben das Gef\u00fchl, zu wenig Luft zu bekommen. Die Poren verschlie\u00dfen sich und die k\u00f6rperliche Kontraktion bewirkt das Gef\u00fchl, dass auch unser innerer seelischer Raum enger wird.<\/p> Enge ist das Grundgef\u00fchl in der Angst. Die Gedanken werden chaotisch und \u00fcberfluten uns und die Aufmerksamkeit ist in einer Hab-acht-Haltung. Alle Antennen sind ausgefahren und nach au\u00dfen gerichtet. Eine achtsame Wahrnehmung von uns selbst ist hier kaum mehr m\u00f6glich.<\/p> \u00a0<\/p> Atemlos und kopflos<\/strong><\/p> Je st\u00e4rker die Angst wird, desto kopfloser und atemloser verhalten wir uns. In der Panik nimmt die Schnelligkeit und die gef\u00fchlte Enge immer mehr zu, bis wir wie ein gehetztes Tier nur noch aus der Situation ausbrechen wollen oder in eine komplette L\u00e4hmung geraten. Es gibt hier keine M\u00f6glichkeit mehr, die Situation in Ruhe zu betrachten und uns selbst dabei zu sp\u00fcren. Daher ist Panik ein innerer Vorgang, der uns seelisch vollkommen abtrennt. Weder haben wir die M\u00f6glichkeit, differenziert wahrzunehmen, noch steht uns in der Panik unser nat\u00fcrliches seelisches und geistiges Potenzial zur Verf\u00fcgung. Sogar unser Denken wird durch Angst blockiert, wie wir von Blackouts in Pr\u00fcfungssituationen wissen. Daher tun wir in der Regel gut daran, nicht zu handeln, wenn uns Angst oder Panik bef\u00e4llt, denn wir haben in diesen Momenten keinen Zugang zu unserer nat\u00fcrlichen Intelligenz und zu den Ressourcen unserer Seele.<\/p> \u00a0<\/p> Chronische Formen der Angst<\/strong><\/p> Akute Situationen von starker Angst oder Panik kommen Gott sei Dank selten vor, aber abgeschw\u00e4chte, chronische Formen der Angst kann man sehr h\u00e4ufig beobachten. Leider werden diese oft nicht erkannt, da sie unterschwellig ablaufen. Wie chronische Muskelverspannungen, die so selbstverst\u00e4ndlich geworden sind, dass sie sich normal anf\u00fchlen, k\u00f6nnen auch chronische Angstzust\u00e4nde und ihre Kompensationsmuster zu einem allt\u00e4glichen Lebensgef\u00fchl werden, das wir nicht mehr hinterfragen und kaum mehr wahrnehmen.<\/p> Doch wenn wir uns die Zeit nehmen, genauer hinzusp\u00fcren, w\u00fcrden wir auch die Symptome eines chronischen Angstzustandes an der unterschwelligen Enge und Starre, am inneren Getrieben-Sein und an der abnehmenden F\u00e4higkeit, uns innerlich differenziert zu sp\u00fcren, erkennen. Wie oft f\u00fchlen wir uns unter Druck? Wie viel Stress gibt es in unserem Alltag? Wenn wir die Symptome von Stress unter der Lupe der Achtsamkeit betrachten, werden wir feststellen, dass sie identisch mit den Symptomen der Angst sind. Das, was wir Stress nennen, ist eigentlich eine unterschwellige Angstreaktion. Doch dabei bleibt es nicht. Wenn Stress und Angst unterschwellig unser Lebensgef\u00fchl bestimmen, dann wird auch unser \u00e4u\u00dferes Leben tendenziell ein Ausdruck von Enge und Starrheit sein. Wie viel ideologische Fixiertheit k\u00f6nnen wir derzeit in Diskussionen (auf allen Seiten) beobachten?<\/p> \u00a0<\/p> Die Angst umarmen<\/strong><\/p> Da die Angst das Gro\u00dfhirn und damit das Denken blockiert, kann man jemanden, der unter Druck steht und den die Angst besetzt, nicht mit vern\u00fcnftigen Argumenten erreichen. Man kann sich nur auf dessen Angst beziehen, sie annehmen und dadurch einen sicheren Raum schaffen, in dem sich die Seele beruhigen kann. Erst wenn innerlich wieder das Gef\u00fchl von Sicherheit eingekehrt ist, kann sich dessen Seele nat\u00fcrlich entfalten. Erst dann entsteht die Freiheit zu einer offenen, gelassenen und mitf\u00fchlenden Lebensweise. F\u00fchlt sich ein Mensch innerlich sicher, kann er unter dem harten Schutzpanzer zum Vorschein kommen und sich dabei regelrecht zu einem anderen Menschen verwandeln.<\/p> Was f\u00fcr andere gilt, hat nat\u00fcrlich auch f\u00fcr uns selbst Bedeutung. Sobald wir erkennen, dass uns Symptome wie Getrieben-Sein, Stress, Enge oder H\u00e4rte gegen\u00fcber anderen oder uns selbst besetzen, ist nicht die Zeit, Entscheidungen zu treffen oder in irgendeiner Form zu handeln. Vielmehr besteht dann die Aufgabe darin, uns um die Angst zu k\u00fcmmern und sie zu umarmen, bis wir uns wieder innerlich entspannen. Wie ein kleines Kind, das nach einem Sturz einen Schrecken hat und auf dem Scho\u00df der Mutter weint und dadurch wieder in die Ruhe und die innere Sicherheit zur\u00fcckfindet, so brauchen auch wir als Erwachsene den Raum einer z\u00e4rtlichen und verst\u00e4ndnisvollen inneren Umarmung, wenn wir Angst oder Druck empfinden. Manchmal k\u00f6nnen wir uns eine solche z\u00e4rtliche Umarmung selbst zukommen lassen. Es kann aber auch notwendig sein, dass wir einen nahen Menschen darum bitten, uns einen liebevollen Raum zu schenken, damit wir uns in unserem Stress entlasten k\u00f6nnen und unsere Mitte wiederfinden. Wir werden \u00fcberrascht sein, wie sehr die Welt in einem anderen Licht erstrahlt, wenn die innere Welle von Angst und Stress genug Raum bekommen hat, um sich wieder zu beruhigen, und wir in eine tiefe Gelassenheit zur\u00fcckgefunden haben.<\/p> \u00a0<\/p> \u00dcBUNG: Angst und Stress umarmen<\/strong><\/p> Seit nun bereits zwei Jahren ist unsere Gesellschaft im W\u00fcrgegriff der Pandemie und die Ansteckungszahlen steigen derzeit wieder steil an. Auch wenn sich erste Hoffnungsschimmer am Horizont abzeichnen, dass sich die Pandemie allm\u00e4hlich in eine Endemie verwandeln k\u00f6nnte, steht die Gesellschaft derzeit noch in allen Bereichen unter einem hohen Druck, dem die Menschen nun bereits seit vielen Monaten privat und beruflich ausgesetzt sind. <\/p>\n","protected":false},"author":5,"featured_media":10234,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_mo_disable_npp":"","inline_featured_image":false,"_lmt_disableupdate":"","_lmt_disable":"","footnotes":""},"categories":[105],"tags":[],"class_list":["post-10232","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-kolumne-richard-stiegler"],"acf":[],"yoast_head":"\n
Was setzt mich unter Druck? In welchen Situationen taucht Stress auf? Was macht mir Angst? Wo spanne ich an oder wann werde ich innerlich enger?<\/li><\/ul>
Versetze dich in diese Situationen hinein und sp\u00fcre, was dabei im K\u00f6rper spontan geschieht. Gib dem einen ganzk\u00f6rperlichen Ausdruck. In welche innere Welt kommst du, wenn du l\u00e4ngere Zeit dieser Angst oder diesem Stress ausgesetzt bist? Lass dazu ein inneres Bild auftauchen und sp\u00fcre, welches Grundgef\u00fchl dabei entsteht.<\/li><\/ul>
Dann stell dir so konkret wie m\u00f6glich vor, dass dich eine freundliche, sanfte und verst\u00e4ndnisvolle Pr\u00e4senz einh\u00fcllt. Vielleicht h\u00e4lt dich ein Mensch liebevoll im Arm oder h\u00f6rt dir aufmerksam zu. Vielleicht h\u00fcllt dich ein sicheres Feld von Sanftheit ein, in dem du geborgen bist. Visualisiere so konkret wie m\u00f6glich dieses Energiefeld, tauche hinein und sp\u00fcre, wie sich die Kontraktionen in K\u00f6rper und Seele l\u00f6sen.<\/li><\/ul>
Lass dir Zeit dabei und sp\u00fcre, was sich ausbreitet. Was immer sich ausbreitet, tauche noch tiefer hinein. \u00dcberlass dich diesen Empfindungen und Gef\u00fchlen, bis du die sich ausbreitende Entspannung in deiner Ganzheit f\u00fchlen kannst und bis sich alle Zellen wieder \u00f6ffnen.<\/li><\/ul>
Wie schaust du von hier aus auf das, was dich anspannen l\u00e4sst oder dir Angst macht? Wie bedeutsam ist es eigentlich in deinem Leben? Was erscheint jetzt im Zustand der Entspannung bedeutsam und wie kannst du es n\u00e4hren?<\/li><\/ul><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div>\t\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t