{"id":10226,"date":"2022-02-28T19:05:14","date_gmt":"2022-02-28T18:05:14","guid":{"rendered":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/?p=10226"},"modified":"2023-11-07T13:40:06","modified_gmt":"2023-11-07T12:40:06","slug":"richard-stiegler-achtsames-leben-krieg-in-europa","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/richard-stiegler-achtsames-leben-krieg-in-europa\/","title":{"rendered":"Richard Stiegler: \u201eAchtsames Leben \u2013 Krieg in Europa\u201c"},"content":{"rendered":"\t\t
Krieg in Europa<\/strong><\/p> Viele Menschen sind ersch\u00fcttert davon, wie Russland willk\u00fcrlich und gewaltvoll die Ukraine besetzt und die L\u00e4ndergrenzen Europas zu verschieben versucht. Ein neuer Krieg mitten in Europa! Wer h\u00e4tte das gedacht, dass wir wieder in eine Zeit des Imperialismus zur\u00fcckfallen, in der Staaten mit Panzern ihr Staatsgebiet erweitern wollen? In der das Eigeninteresse \u00fcber das Miteinander von Staaten und das V\u00f6lkerrecht gestellt wird?<\/p> Dabei h\u00e4tten wir wahrlich genug Themen, welche die Regierungen weltweit herausfordern und die eine internationale Zusammenarbeit erfordern. Man denke nur an die Pandemie, die Klimakrise oder die Hungernden und Fl\u00fcchtenden in aller Welt. Doch wieder einmal setzen sich Egoismen durch und halten die Welt in Atem. Welch ein trauriges Schauspiel!<\/p> \u00a0<\/p> Wie wir Krieg im Kleinen f\u00fchren<\/strong><\/p> Doch ist es wirklich so \u00fcberraschend? K\u00f6nnen wir nicht immer wieder auch im eigenen Leben beobachten, wie Konflikte im Kleinen entstehen und wie sie manchmal eskalieren? Da beansprucht ein Kollege pl\u00f6tzlich mit gro\u00dfer Vehemenz einen bestimmten Arbeitsplatz, obwohl er ihn seit einiger Zeit nicht mehr genutzt hat. Wer hat nun Recht? Der Kollege oder ich, der ich seit Wochen auf diesem Platz sitze?<\/p> Und kennen wir nicht auch hin und wieder Momente, in denen uns regelrecht eine \u201etierische Wut\u201c bef\u00e4llt? Das Aggressionspotential steigt in uns hoch und sehr schnell sind wir bereit, s\u00e4mtliche Regeln des Respekts \u00fcber Bord zu werfen und auf das Gegen\u00fcber verbal oder t\u00e4tlich einzuschlagen. Wie schnell kann doch aus einem zivilisierten und Empathie-begabten Menschen ein w\u00fctendes B\u00fcndel werden, das nur noch sein Eigeninteresse vor Augen hat?<\/p> \u00a0<\/p> Auge um Auge macht die ganze Welt blind!\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0 \u00a0<\/p> Aggressionen und Anspr\u00fcche<\/strong><\/p> Was steckt eigentlich hinter diesem Aggressionspotential? Und sind wir ihm wirklich ausgeliefert? Wenn wir Konfliktsituationen genauer betrachten, entdecken wir, dass den meisten destruktiven Konflikten eine bestimmte Dynamik zugrunde liegt: Wir glauben, ein Recht auf unser Bed\u00fcrfnis oder unsere Sichtweise zu haben. In unserem Beispiel glauben sowohl der Kollege als auch ich ein Recht darauf zu haben, den Arbeitsplatz zu nutzen. Nun, wenn wir ein Recht darauf haben, dann haben wir auch einen Anspruch auf die Erf\u00fcllung oder auf die Anerkennung unserer Sichtweise. Und wenn wir einen Anspruch darauf haben, dann d\u00fcrfen wir auch gewaltvoll unser Recht durchsetzen. Oder?<\/p> Diese Gedankenkette l\u00e4uft nat\u00fcrlich nicht bewusst in uns ab, sondern verbirgt sich in jedem gef\u00fchlten Anspruch. Der Schritt, massiv und gewaltvoll unser \u201eRecht\u201c durchzusetzen, ist dann nur noch sehr klein und entsprechend gro\u00df ist die Gefahr einer Verstrickung, also einer destruktiven Dynamik im Konfliktfall. Aber haben wir denn wirklich ein Recht auf unser Bed\u00fcrfnis oder auf Anerkennung unserer Sichtweise?<\/p> \u00a0<\/p> Woher kommt der Tunnelblick?<\/strong><\/p> Woher kommt \u00fcberhaupt unser Anspruch? Wieso sind wir manchmal so unglaublich sicher, dass wir ein Recht auf die Erf\u00fcllung unserer Bed\u00fcrfnisse haben oder auf die Anerkennung unserer Sichtweise? Wir pochen n\u00e4mlich keinesfalls immer auf unser Recht. Wie oft haben wir zum Beispiel das Bed\u00fcrfnis nach N\u00e4he, k\u00f6nnen aber davon zur\u00fccktreten, wenn wir merken, dass unser Gegen\u00fcber gerade nicht dazu in der Lage ist? Und auch verschiedene Sichtweisen m\u00fcssen nicht automatisch dazu f\u00fchren, dass wir uns bekriegen und im Anschluss getrennte Wege gehen. Manchmal k\u00f6nnen wir es sogar als sehr bereichernd empfinden, wenn uns andere ihre Sichtweise schildern.<\/p> Was passiert also, dass es bei bestimmten Bed\u00fcrfnissen oder Sichtweisen zu einer Verh\u00e4rtung kommt, in der wir einen Tunnelblick bekommen und das Gegen\u00fcber nicht mehr sehen k\u00f6nnen? Die Wurzel dieser leidbringenden Dynamik ist unsere Neigung zur Identifikation. Identifikation bedeutet, dass wir die Offenheit f\u00fcr verschiedene Lebensperspektiven verlieren und davon \u00fcberzeugt sind, dass es nur \u201eeine Wahrheit\u201c, n\u00e4mlich die unsere, gibt. Je st\u00e4rker wir identifiziert sind, desto tiefer ist unsere \u00dcberzeugung, dass nur eine Wahrheit existiert.<\/p> \u00a0<\/p> Wie etwas Teil unserer Identit\u00e4t wird<\/strong><\/p> Nat\u00fcrlich gibt es Gr\u00fcnde daf\u00fcr, dass wir uns mit manchen Sichtweisen und Bed\u00fcrfnissen identifizieren und mit manch anderen nicht so sehr. Immer wenn etwas Teil unserer Identit\u00e4t geworden ist \u2013 wenn wir also das Gef\u00fchl haben, dass wir das sind \u2013, f\u00fchlen wir uns zuinnerst bedroht, wenn es in Frage gestellt oder abgelehnt wird. Wenn wir das, was wir (scheinbar) sind, dann loslassen m\u00fcssen oder es von anderen nicht anerkannt wird, kommt dies einer gef\u00fchlten Vernichtung gleich. Kein Wunder also, dass es zu massiven Selbstbehauptungsmechanismen kommt, als ob es an die Existenz gehen w\u00fcrde. In unserem Beispiel gesprochen k\u00f6nnte es sein, dass der Kollege aus einer Familie von Vertriebenen stammt und die Zugeh\u00f6rigkeit zu Orten f\u00fcr ihn eine besondere Bedeutung hat. Es ist eben weit mehr f\u00fcr ihn als ein Arbeitsplatz \u2013 es ist, was er ist.<\/p> Gott sei Dank k\u00f6nnen wir uns kraft unserer Bewusstheit aus dieser destruktiven inneren Dynamik befreien. Wir k\u00f6nnen bemerken, wann wir in eine Identifikation rutschen und daraus aussteigen. Der erste und vielleicht wichtigste Schritt dazu ist, dass wir erkennen, wann uns eine Identifikation gefangen h\u00e4lt. Dazu m\u00fcssen wir eigentlich nur darauf achten, ob wir (mal wieder) einen Anspruch an andere oder ans Leben stellen. Wenn ja, k\u00f6nnen wir sicher sein, dass es hier ein Potential f\u00fcr innere Befreiung gibt.<\/p> \u00a0<\/p> \u00dcBUNG: Von Identifikationen zur\u00fccktreten<\/strong><\/p> Viele Menschen sind ersch\u00fcttert davon, wie Russland willk\u00fcrlich und gewaltvoll die Ukraine besetzt und die L\u00e4ndergrenzen Europas zu verschieben versucht. Ein neuer Krieg mitten in Europa! <\/p>\n","protected":false},"author":5,"featured_media":10228,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_mo_disable_npp":"","inline_featured_image":false,"_lmt_disableupdate":"","_lmt_disable":"","footnotes":""},"categories":[105],"tags":[],"class_list":["post-10226","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-kolumne-richard-stiegler"],"acf":[],"yoast_head":"\n
Mahatma Gandhi<\/em><\/p><\/blockquote>
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