{"id":10035,"date":"2023-03-28T17:07:03","date_gmt":"2023-03-28T15:07:03","guid":{"rendered":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/?p=10035"},"modified":"2023-10-18T17:53:43","modified_gmt":"2023-10-18T15:53:43","slug":"richard-stiegler-achtsames-leben-von-der-medialen-flut","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/domicilium.de\/zen-spiritualitaet-bildung\/richard-stiegler-achtsames-leben-von-der-medialen-flut\/","title":{"rendered":"Richard Stiegler: \u201eAchtsames Leben \u2013 Von der medialen Flut\u201c"},"content":{"rendered":"\t\t
28. M\u00e4rz 2023<\/p>\t\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t \u201eFr\u00fcher war es ein Aufwand, sich \u00fcber wichtige Ereignisse zu informieren. Heute dagegen besteht der Aufwand darin, sich von allzu vielen Nachrichten und Informationen fernzuhalten.\u201c Diesen Satz hat ein guter Freund vor vielen Jahren zu mir gesagt. Wie Recht er doch schon damals hatte. Seither dreht sich das mediale und das digitale Rad von Jahr zu Jahr schneller und die Informationsflut steigt stetig an.<\/p> Wie leicht k\u00f6nnen wir da in dieser medialen Flut, die Tag f\u00fcr Tag \u00fcber Radio, Fernsehen, Internet und Social-Media-Kan\u00e4le auf uns einstr\u00f6mt, untergehen und dabei unbemerkt in einen Dauerstress geraten, der uns letztlich ersch\u00f6pft und seelisch verloren zur\u00fcckl\u00e4sst. Seit Jahren wachsen bei vielen Menschen die Symptome von innerer \u00dcberforderung an, woraus letztlich sowohl psychische als auch k\u00f6rperliche Leiden erwachsen k\u00f6nnen.<\/p> \u00a0<\/p> Medien als Errungenschaft und als Herausforderung<\/strong><\/p> Moderne Medien sind eine enorme Errungenschaft, mit deren Hilfe sich unsere Welt um ein Vielfaches ausgeweitet hat. Sowohl unsere M\u00f6glichkeiten nehmen zu (Wer konnte sich noch vor kurzem vorstellen, Seminare online zu besuchen?), als auch unser Horizont und unser Verst\u00e4ndnis f\u00fcr andere Lebensformen, Kulturen und f\u00fcr globale Zusammenh\u00e4nge haben sich deutlich erweitert. Ist es nicht ein echter Schatz, dass wir heute zu jedem Thema ausf\u00fchrliche Beitr\u00e4ge im Internet finden? Oder dass wir \u00fcber L\u00e4ndergrenzen hinweg kommunizieren k\u00f6nnen?<\/p> Gleichzeitig werden wir aber von Informationen und Nachrichten geradezu \u00fcberflutet, die weit \u00fcber unseren nat\u00fcrlichen Wirkungskreis hinausgehen. So erfahren wir von vielen Themen, Nachrichten, Ereignissen und Entwicklungen, die mit unserer kleinen Welt, in der wir leben, oft gar nichts zu tun haben. Wie sollen wir all das verarbeiten, was da auf uns einstr\u00f6mt? Und ist es ein Wunder, wenn Menschen sich immer ohnm\u00e4chtiger f\u00fchlen und entsprechende \u00c4ngste entwickeln, wenn sie st\u00e4ndig von Ereignissen h\u00f6ren, die au\u00dferhalb ihres Lebensumfeldes liegen und damit au\u00dferhalb ihres Wirkungskreises?<\/p> \u00a0<\/p> Alles muss verdaut werden<\/strong><\/p> Was wir oft vergessen, ist, dass alles, was wir erfahren, innerlich verdaut werden muss. Das gilt f\u00fcr Ereignisse in unserem Umfeld \u2013 wie zum Beispiel ein Beziehungskonflikt, der uns pers\u00f6nlich betrifft \u2013 genauso wie f\u00fcr jedes mediale Ereignis, das auf uns einstr\u00f6mt und uns ber\u00fchrt oder ersch\u00fcttert. Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen realer und medialer Erfahrung. Auch macht es keinen Unterschied, ob uns ein Ereignis pers\u00f6nlich betrifft oder au\u00dferhalb unseres Umfeldes stattfindet. Wenn uns ein Thema oder ein Ereignis freudig ber\u00fchrt oder betroffen zur\u00fcckl\u00e4sst, muss es verdaut werden.<\/p> Wenn ich in diesen Tagen zum Beispiel Bilder aus dem Erdbebengebiet in der T\u00fcrkei und in Syrien sehe, brauche ich Zeit, um das Ereignis seelisch zu verarbeiten, obwohl es nichts mit meiner kleinen Welt zu tun hat. Alles, was wir aufnehmen, muss verdaut werden. Das gilt nicht nur f\u00fcr unseren Verdauungstrakt, sondern genauso f\u00fcr unser Gehirn und unsere Seele. Ist es da ein Wunder, dass sich viele Menschen von der Menge an Nachrichten, die auf sie einst\u00fcrzen, \u00fcberfordert f\u00fchlen?<\/p> Wenn wir daher st\u00e4ndig mediale Eindr\u00fccken aufnehmen, uns aber keine R\u00e4ume des Verdauens lassen, dann sind wir wie ein geistiger Vielfra\u00df und \u00fcberlasten unser Gehirn. \u00dcberflutung mit Informationen, Eindr\u00fccken, Ereignissen, Spielen und Filmen f\u00fchrt zum Gef\u00fchl von \u00dcberforderung und das wiederum erzeugt seelischen Stress. Durch die st\u00e4ndige Anregung befindet sich n\u00e4mlich das Nervensystem in einem erh\u00f6hten sympathikotonen Zustand. Das wiederum f\u00fchrt \u00fcber einen l\u00e4ngeren Zeitraum unweigerlich zu einer unterschwelligen Ersch\u00f6pfung. Wie oft h\u00f6re ich von Menschen, dass ihnen alles zu viel ist und dass sie sich ersch\u00f6pft f\u00fchlen?<\/p> \u00a0<\/p> Das Nervensystem braucht Pausen<\/strong><\/p> Diese mediale \u00dcberflutung hat noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen, seit jeder Mensch ein Smartphone in der Tasche hat und jede kleine L\u00fccke im Alltag damit f\u00fcllen kann, neue Infos aus der ganzen Welt zu bekommen und sich mit digitalen Welten zu besch\u00e4ftigen. Dadurch verschwinden alle nat\u00fcrlichen kleinen Pausen der Verdauung, die es fr\u00fcher gab, wenn wir auf den Bus oder auf eine Verabredung gewartet haben. Kein Wunder also, dass wir unter einem Overload im Gehirn und damit unter einer zunehmenden \u00dcberforderung leiden.<\/p> Unser Nervensystem braucht Pausen, in denen keine Anregung geschieht, damit es wieder ganz in die Entspannung \u2013 in den Ruhemodus des Parasympathikus \u2013 absinken kann. Sonst ist es chronisch \u00fcberlastet und wir werden schlichtweg krank. Wir sollten uns bewusst machen: Das Gehirn arbeitet sehr schnell und kann viele Informationen und Eindr\u00fccke in kurzer Zeit aufnehmen, aber unsere Seele arbeitet langsam. Wie lange brauchen wir manchmal, um ein Ereignis, das uns bewegt oder ersch\u00fcttert hat, wirklich zu integrieren?<\/p> \u00a0<\/p> Wie wir zu uns kommen und auftanken<\/strong><\/p> Wenn wir also auf eine gesunde Weise mit den medialen M\u00f6glichkeiten umgehen wollen, ist es ungeheuer wichtig, dass wir anerkennen, dass wir geistig und seelisch nicht nur aufnehmen k\u00f6nnen, sondern auch Verdauungsr\u00e4ume ben\u00f6tigen, in denen wir das verarbeiten k\u00f6nnen, was wir medial (und auch sonst) zu uns nehmen, und in denen das Gehirn und unsere Seele wieder in die Ruhe finden k\u00f6nnen.<\/p> Das bedeutet ganz konkret: Wenn wir eine Mittagspause haben und dabei eine Zeitschrift lesen, mit Kolleg*innen diskutieren oder mit dem Handy spielen, dann ist das f\u00fcr unser Gehirn und unser Nervensystem keine Pause und damit kein Raum der Verarbeitung und der Regeneration. Eine echte Pause entsteht nur dort, wo wir uns bewusst von allen neuen Reizen und Informationen fernhalten. Zum Beispiel k\u00f6nnten wir einen kleinen Spaziergang im Gr\u00fcnen (ohne Kopfh\u00f6rer) machen. Oder wir legen uns aufs Ohr und begeben uns in eine Tiefenentspannung. Nur dort, wo wir aus allen neuen Reizen heraustreten und eine Insel der Ruhe und Entspannung entsteht, k\u00f6nnen wir wirklich verdauen und zu uns kommen. Nur dann tanken wir k\u00f6rperlich, geistig und seelisch auf.<\/p> Das war nat\u00fcrlich immer schon so, aber fr\u00fcher gab es nat\u00fcrliche Pausen. Heute hingegen, mit den immer zur Verf\u00fcgung stehenden medialen und digitalen M\u00f6glichkeiten, m\u00fcssen wir aktiv und bewusst f\u00fcr Pausen und Verdauungszeiten sorgen, um seelisch und k\u00f6rperlich gesund zu bleiben.<\/p> \u00a0<\/p> \u00dcBUNG: Achtsamkeit im Medienkonsum<\/strong><\/p> \u00a0<\/p> \u00dcBUNG: Wie wir seelisch Ereignisse verarbeiten k\u00f6nnen<\/strong><\/p> \u201eFr\u00fcher war es ein Aufwand, sich \u00fcber wichtige Ereignisse zu informieren. Heute dagegen besteht der Aufwand darin, sich von allzu vielen Nachrichten und Informationen fernzuhalten.\u201c Diesen Satz hat ein guter Freund vor vielen Jahren zu mir gesagt. Wie Recht er doch schon damals hatte.<\/p>\n","protected":false},"author":5,"featured_media":9053,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_mo_disable_npp":"","inline_featured_image":false,"_lmt_disableupdate":"","_lmt_disable":"","footnotes":""},"categories":[105],"tags":[],"class_list":["post-10035","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-kolumne-richard-stiegler"],"acf":[],"yoast_head":"\n