Buchempfehlung
Über das Sterben
Was wir wissen. Was wir tun können. Wie wir uns darauf einstellen.
von Gian Domenico Borasio
Das Buch
Wer sich mit den letzten Tagen des Lebens beschäftigten will, kommt um dieses Buch nicht umhin. Der italienische Mediziner und ehemalige Professor für Palliativmedizin an den Universitäten München und Lausanne, Gian Domenico Borasio, gilt als einer der führenden Palliativmediziner Europas. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass sich Studierende der Medizin heute in ihrer Ausbildung mit der Begleitung Sterbender auseinandersetzen müssen.
In seinem Buch „Über das Sterben“ bereitet er die Thematik allgemein verständlich und für ein breites Publikum auf. Dabei befasst er sich mit allen Bereichen der physischen, psychosozialen und spirituellen Sterbebegleitung. Der Autor beschreibt, was wir heute über das Sterben wissen und welche Mittel und Möglichkeiten wir haben, uns auf das Lebensende vorzubereiten und unsere Angst vor dem Tod zu verringern.
Am Anfang seines Buches steht ein ungewohnter Gedanke: Geburt und Tod haben viel gemeinsam, beides sind Ereignisse, für die die Natur feststehende Programme vorgesehen hat. Borasios Erkenntnis ist, dass diese Programme am besten ablaufen, wenn sie möglichst wenig gestört werden. Sterbebegleitung und Palliativbetreuung, wie Borasio sie versteht, sind deshalb viel mehr als medizinische Therapie. Vor allem leben sie von der Kommunikation, dem Gespräch zwischen allen Beteiligten, das die medizinische, psychosoziale und spirituelle Betreuung erst ermöglicht.
Borasio spannt in seinem Buch einen weiten Bogen. Was wissen wir über das Sterben, fragt der Autor und informiert über die biologischen Hintergründe des Sterbens. Er geht dem Widerspruch nach zwischen den Wunschvorstellungen für das eigene Sterben und der Wirklichkeit, wo und wie in unserer Gesellschaft gestorben wird. Die medizinischen Strukturen der Sterbebegleitung, von den niedergelassenen Ärzten über die ambulante Palliativversorgung bis hin zu Palliativstationen und Hospizen, werden vorgestellt.
In einem zentralen Kapitel des Buches wird erörtert, was die Menschen am Lebensende brauchen. Dabei werden die vier Bereiche Kommunikation, medizinische Therapie, psychosoziale Betreuung und spirituelle Begleitung vertieft in den Blick genommen. Eingehend wird besprochen, wie Meditation bei schwerer Erkrankung helfen kann.
Sachlich informierend setzt sich der Autor auch mit dem schwierigen Thema Sterbehilfe und mit der Realität der Palliativ- und Hospizarbeit auseinander. Er benennt die Fehler, die am Lebensende vermieden werden können, und gibt konkrete Hinweise zu Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.
Borasio propagiert in seinem Buch eine Medizin am Lebensende, die das Leiden der Sterbenden lindern und ihre Lebensqualität verbessern will. Es ist ein Buch, dass die notwendige Aufklärung über ein Lebensthema leistet, das allzu gerne mit Tabus belegt wird. Für alle, die sich mit dem Thema des Sterbens beschäftigten wollen – seien es Menschen mitten im Leben, Angehörige lebensbedrohlich Erkrankter oder haupt- und ehrenamtlich Tätige im Palliativ- und Hospizbereich – sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.
„Was uns allen zu wünschen ist, ist ein nüchterner und gelassener Blick auf die eigene Endlichkeit. Dies erfordert eine ruhige und wiederholte Reflexion, am besten im Dialog mit den Menschen, die uns am nächsten stehen. Das passiert leider im Leben eher selten, und wenn, dann oft sehr spät. Nehmen wir uns die Zeit dafür.“ (Gian Domenico Borasio)
Über den Autor
Prof. Dr. med. Gian Domenico Borasio war Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Universität Lausanne. In Lehre und Forschung beschäftigte es sich ausgiebig mit der physischen, psychosozialen und spirituellen Sterbebegleitung.
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